Verlernte Wertschätzung

Alles redet von Wertschätzung. Und was ist mit mir???“ – so könnten die Gedanken einer Führungskraft aussehen.

Und hier beginnt der Teufelskreis. Die mangelnde Wertschätzung wird häufig im Kontext der Arbeitswelt beklagt. Alle! Menschen (auch Führungskräfte bzw. Inhabende) möchten gesehen und gehört werden, das ist ein ganz ureigenes Bedürfnis und doch scheint dieses in der heutigen Welt immer weniger gestillt zu werden. Woran liegt das? Warum sollte man andere wertschätzen, wenn man selbst auch nicht in den Genuss davon kommt?

Schauen wir zunächst auf die Definition von Wertschätzung: hier geht es um die aufrichtige, ehrliche, respektvolle Anerkennung eines Menschen und seiner/ihrer Leistung. Es geht um echtes Interesse, Dankbarkeit, und auch um Fairness. Es ist viel mehr als Lob, welches kurzweilig ausgesprochen wird. Wertschätzung ist dagegen wiederkehrend & langfristig ausgerichtet, man könnte quasi sagen: sie ist nachhaltig (und das fast zum Nulltarif) 🙂

Wofür ist Wertschätzung so bedeutend: sie stärkt das Selbstvertrauen von Menschen, so lässt sich vor allem die Psyche unterstützen, die heutzutage immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird, was zu immer mehr Krankheitstagen führt. Außerdem fördert Wertschätzung das Betriebsklima, Mitarbeitende sind motivierter & engagierter, gelassener & aufmerksamer – auch Gäste profitieren davon!

Was sind mögliche Folgen von mangelnder Wertschätzung? Tägliche Wertschätzung wäre zwar schön, aber ist natürlich kaum umsetzbar. Ein kurzfristiger Mangel ist daher eine Sache, langfristig führt (gefühlte) mangende Wertschätzung allerdings zu Unzufriedenheit, Resignation, Abstumpfung, innerer Kündigung, und daraus kann schnell eine offizielle Kündigung werden. In Zeiten von Fachkräftemangel ist das natürlich doppelt ärgerlich für Unternehmen.

Doch wie können Unternehmen hier vorbeugen? Fünf Impulse von mir für Inhabende & Führungskräfte:

  1. Wertschätzung für sich selbst: sich seiner eigenen Stärken und Talent bewusst zu sein, sowie sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, ist die Voraussetzung dafür, auch anderen Menschen wohlwollend begegnen zu können. Stichworte: Selbstfürsorge, innere Haltung.
  2. Wertschätzung durch Zeit zum Zuhören: Menschen haben viele Sorgen & Ängste und kaum jemanden, der ihnen noch zuhört, ohne dabei auf dem Sprung zu sein. Dabei können Gespräche viel bewirken, z.B. auch Probleme aufzeigen, die so frühzeitig bearbeitet werden können. Für Unternehmen liegt hier viel ungenutztes Potential! Doch Zeit ist Geld, keine Frage. Aber daher ist genau diese genommene Zeit auch Wertschätzung. Stichwort: Management by walking around.
  3. Wertschätzung durch Stärkenerkennung: alle Menschen haben ihre Stärken und Schwächen. Manchmal sind sie sich dieser selbst nicht bewusst. Für andere sind diese leichter erkennbar, sofern man hinschaut. Diese Stärken aufzudecken und anzuerkennen – das ist goldwert, denn es unterstützt Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Stichworte: Empowerment, Leadership.
  4. Wertschätzung durch Positiv-Meetings: wir sind es gewohnt, den Fokus auf die Baustellen zu legen. Darüber übersehen wir die unzähligen großen und kleinen Erfolge. Wie wäre es daher mit einem reinen Positiv-Meeting, z.B. 1x pro Woche mit dem gesamten Team? Stichworte: Gruppenwertschätzung, Teamgefühl, Unternehmenskultur
  5. Wertschätzung durch Perspektivenwechsel: Werschätzung heißt auch, sich in andere Menschen und ihre Lebenssituation hineinzuversetzen. Ein Beispielvorschlag für das Gastgwerbe, in dem traditionell viele verschiedenen Kulturen & Religionen zusammenarbeiten (gern auch auf andere Branchen übertragen): die Kenntniss von dem jeweils höchsten Feiertag – und den entsprechenden Mitarbeitenden aktiv! die Möglichkeit anzubieten, an diesem für sie (möglicherweise) bedeutenden Tag frei/“Ausgang“ nehmen zu können. DAS ist Wertschätzung & Win-win für alle, da man sich hier zwischen den Religionen wunderbar abwechseln kann. Stichwort: interkulturelle Kompetenz.

Generell wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir alle! als Gesellschaft wieder mehr Wertschätzung füreinander aufbringen. Also auch im Alltag. Dass wir uns wieder mehr sehen, zuhören und anerkennen. Stattdessen bewerten und vergleichen wir uns. So sind wir Menschen eben. Uns darüber bewusst zu sein, über uns selbst zuschmunzeln, und immer wieder zuversuchen, als Vorbild voran zu gehen – das macht unser Leben aus.

Weiterführende Links:

https://www.faz-personaljournal.de/nachrichten/neues-denken/wertschaetzung-ist-kein-kuschelfaktor-sondern-eine-notwendige-grundlage-1505/

https://www.artinmotivation.de/wiki/wertschaetzung

https://juliabelke.at/wertschaetzung-ist-balsam-fuer-die-seele/

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