Zimmerreinigung nur auf Wunsch, Gemüse am Buffet nach Vorne, Anfahrtsbeschreibung nur für öffentliche Verkehrsmittel – all das sind Nudges. Die Gäste werden damit sanft zu einer kleinen Verhaltensänderung „angestupst“, zu einer „besseren“ Entscheidung. Kritiker würden jetzt sagen: „beeinflusst“.
Doch was genau ist eigentlich Nudging?
Der englische Begriff Nudging (=anstupsen, anstoßen) geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Richard Thaler und des Rechtswissenschaftler Cass Sunstein zurück, die ein umfangreiches Nudging-Konzept entwickelt haben. Es geht um eine Umgestaltung der Entscheidungsumwelt und kann in allen Branchen und auf allen Ebenen stattfinden.
Grundvoraussetzung beim Nudging ist, dass bei jeder Entscheidung die Wahlfreiheit besteht, dass es Alternativen gibt, kein Zwang ausgeübt wird, keine wirtschaftlichen Anreize/Veränderungen stattfinden, dass Transparenz gegeben ist und vor allem: dass der Nudge im Interesse der genugten Person ist!
Wie funktioniert es? Und was ist zu beachten?
Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen, von denen ich nachfolgend einige exemplarisch für das Gastgewerbe aufführe:
- Standardeinstellung verändern (z.B. die Zimmerzwischenreinigung entfällt standardmäßig, anstelle von aktiver Abbestellung durch den Gast)
- Bequemlichkeit nutzen (z.B. gesunde und „klimafreundliche“ Speisen am Buffet nach Vorne stellen, sodass Gäste diese leichter erreichen können)
- Soziale Normen präsentieren (z.B. wenn die Mehrheit bzw. „immer mehr“ Gäste auf ausgedruckte Rechnungen beim Check-Out verzichtet, schließt man sich als Reisender diesem Verhalten gern an – sofern man davon weiß
- Verfügbarkeit verändern (z.B. weniger Fleischgerichte auf der Speisekarte)
- Verhaltenshilfen & Informationen liefern (z.B. Hinweisschilder im Hotelbad anbringen, wieviel Energie & Wasser pro Minute Duschzeit verbraucht wird)
- Kennzeichnung anbringen (z.B. Naturkosmetik im Bad)
Ja, Nudging ist eine Art der Einflussnahme (wenn auch positiv), doch wenn man offen damit umgeht, kann sie besser angenommen und akzeptiert werden. Daher mein Tipp: kleine Kärtchen mit Wissenshappen á la „Wussten Sie schon… z.B. warum wir weniger Fleisch anbieten? Weil…. “ an den entsprechenden Stellen anbringen. Wissen schafft Akzeptanz!
Das Wichtigste ist natürlich ein offener Dialog mit den Gästen auf Augenhöhe – ein gemeinsamer Austausch. Mein Vorschlag dazu: der große Tisch für alle. Mit gesundem Essen, spannenden Vorträgen, gemeinsamer Diskussion und dem Probieren neuer Gerichte und Wege. Das daraus entstehende Gemeinschaftsgefühl wird nachhaltig im Bewusstsein bleiben. Die neuen Erkenntnisse können sofort in den Alltag aller Beteiligten integriert werden. Für ein gesünderes, ressourcenschonenderes und gerechteres Leben – in unser aller Interesse 🙂
Weiterführende Links:
https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/nudging-99919
https://nudging-ernaehrung.de/nudging/
https://curiopia.de/tourismusmarketing/nudging-tourismus/
Bezug zu den Zielen:



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