SDG Impactfindung Hotellerie

Ihr möchtet Euer Hotel bzw. Euer Unternehmen nachhaltiger aufstellen und damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten? Dann bieten die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (kurz SDGs) der Vereinten Nationen eine wunderbare Basis zur Orientierung.

Die 17 Sustainable Development Goals (kurz SDGs) wurden im Jahr 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von allen 193 UN-Mitgliedsstaaten beschlossen und dienen als weltweites Rahmenwerk für eine nachhaltige Entwicklung. Neben der Politik sind auch ausdrücklich Unternehmen und die Zivilgesellschaft aufgerufen, mit ihrem Handeln auf die SDGs positiv einzuwirken.

Welche Vorteile bieten sich für Unternehmen (z.B. in der Hotellerie), wenn sie ihre Geschäftsstrategie an den SDGs ausrichten?

  • Bewusstsein für Innovationspotentiale
  • Steigerung Arbeitgeberattraktivität & Teamengagement
  • Gewinnung neuer Zielgruppen
  • Aufdeckung Kostensenkungspotentiale
  • Erleichtertes Risikomanagement
  • verbesserte Kommunikation der eigenen Nachhaltigkeitsbemühung
  • Zukunftsausrichtung

Wie können Unternehmen hierbei allgemein vorgehen? Orientierung bietet beispielsweise der SDG Compass, der sich in fünf Punkte aufteilt:

  1. Die SDGs verstehen (Überblick verschaffen, z.B. Teamworkshops)
  2. Priorisierung (Wesentlichkeitsanalyse)
  3. Ziele setzen (Ziele & Maßnahmen festlegen)
  4. Integration (Umsetzung im Betriebsalltag)
  5. Berichterstattung und Kommunikation (intern & extern)

Bitte nehmt Euer Team möglichst von Beginn an mit auf die Reise, damit alle ein gemeinsames Verständnis von nachhaltiger Entwicklung und den SDGs haben und ihre Ideen beitragen können. So kann echte Teampower entstehen, eine Motivation, die entscheidend für die Umsetzung sein wird, denn Veränderungsprozesse kosten viel Energie. Das „Warum“ muss für alle klar ersichtlich und positiv besetzt sein!

Natürlich sind je nach Unternehmenszweck und Größe unterschiedliche Schwerpunkte bei den Zielen möglich. Schaut Euch neben den 17 Hauptzielen gern auch die 169 Unterziele an, um herauszufinden, wo Ihr am besten wirken könnt, um echten Impact zu schaffen (und um Green- und Rainbow Washing zu vermeiden). Doch keine Sorge – es muss nicht alles von Anfang an perfekt sein – das Wichtigste ist, überhaupt anzufangen! Aus Überzeugung, nicht aus Marketinggründen.

Welche SDGs sind allgemein für die meisten Unternehmen von Bedeutung:

Ziel 3: Ein gesun­des Leben für alle Men­schen jeden Alters gewähr­leis­ten und ihr Wohl­er­ge­hen för­dern

Bedeutung für Unternehmen: auch wenn es hier um die großen globalen Themen wie Kinder- und Müttersterblichkeit der Politik geht – im Fokus steht natürlich der Mensch, und alles was uns gesund erhält (Salutogenese). Natürlich auch im Arbeitsleben. Siehe auch SDG 8 dazu.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Gesundheitsmanagement und Präventionskurse (z.B. Resilienztrainings), Arbeitsbelastung reduzieren, Ersthelferkurse für psychische Gesundheit anbieten

Ziel 4: Inklu­sive, gleich­be­rech­tigte und hoch­wer­tige Bil­dung ge­währ­leis­ten und Mög­lich­kei­ten lebens­lan­gen Ler­nens für alle för­dern

Bedeutung für Unternehmen: Ziel 4 Bildung dient als Schlüsselziel für alle anderen und beinhaltet neben dem globalen Zugang zu Schulbildung auch Bildung für nachhaltige Entwicklung (bis ins hohe Alter).

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Weiterbildungen für Mitarbeitende ermöglichen (z.B. Bildung für nachhaltige Entwicklung), Spenden für Schulförderprojekte, alte PCs und Tablets spenden

Ziel 5: Geschlech­ter­gleich­stel­lung errei­chen und alle Frauen und Mäd­chen zur Selbst­be­stim­mung befä­hi­gen

Bedeutung für Unternehmen: in Deutschland ist die Geschlechtergleichstellung zwar gesetzlich erreicht, jedoch wird die Umsetzung noch viele Jahre dauern. Frauen können daher häufig nicht ihr volles Talent einbringen.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit (gender pay gap), betriebliche Kinderbetreuung, Führen in Teilzeit ermöglichen

Ziel 7: Zugang zu bezahl­ba­rer, ver­läss­li­cher, nach­hal­ti­ger und moder­ner Ener­gie für alle sichern

Bedeutung für Unternehmen: Fast alle Unternehmen brauchen viel Energie – dabei ist die Verbrennung fossiler Energie weltweit der größte Treiber des Klimawandels. Energieeffizienz und die Nutzung/Ausbau regenerativer Energie stehen hier im Fokus.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Ökostrom beziehen bzw. eigene Stromerzeugung (z.B. Photovoltaiktechnik), Energiemonitoring, Senkung des Energieverbrauchs, Abwärmenutzung, Aufstellung von Ladesäulen für Kunden & Mitarbeitende

Ziel 8: Dau­e­r­haf­tes, brei­ten­wirk­sa­mes und nach­hal­ti­ges Wirt­schafts­wachs­tum, pro­duk­tive Vollbe­schäf­ti­gung und men­schen­wür­dige Arbeit für alle för­dern

Bedeutung für Unternehmen: Ziel 8 ist eines der wichtigsten Ziele für alle Unternehmen. Es geht natürlich um Wachstum, aber bei gleichzeitiger Entkopplung vom Ressourcenverbrauch (siehe auch Ziel 12). Dabei stehen menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit im Fokus.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: faire Löhne und Arbeitsbedingungen anbieten, Lieferkettensorgfalt sicherstellen, Partizipation von Mitarbeitenden ermöglichen

Ziel 9: Wider­stands­fä­hige Infra­struk­tur auf­bauen, brei­ten­wirk­same und nach­hal­tige Indu­stri­ali­sie­rung för­dern und Inno­vati­o­nen unter­stüt­zen

Bedeutung für Unternehmen: Vor allem Industrieunternehmen sind hier gefragt, ihr Know-How zu nutzen, um damit auch die am wenigsten entwickelten Länder dieser Welt zu unterstützen. Dafür braucht es innovative Ideen und zunächst Wissen um die globalen Probleme und Zusammenhänge.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: IT-Sicherheit schulen, Kreativität & Wissen von Mitarbeitenden fördern, interne Innovationsprojekte aufbauen

Ziel 10: Ungleich­heit in und zwi­schen Län­dern ver­rin­gern

Bedeutung für Unternehmen: Hier kommen gleich mehrere Themen zusammen, um Menschen Chancengleichheit zu ermöglichen, wie z.B. die Förderung von Inklusion und Diversität.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Menschen mit Behinderungen einstellen, faire Löhne zahlen (entlang der gesamten Lieferkette), Anti-Diskriminierungsworkshops anbieten

Ziel 12: Nach­hal­tige Kon­sum- und Pro­duk­ti­ons­mus­ter sicher­stel­len

Bedeutung für Unternehmen: Ressourcenschonung steht hier ganz oben (z.B. Kreislaufwirtschaft), sowie das Bewusstsein über nachhaltige Handlungsweisen. Die Berichterstattung treibt diese Entwicklung voran, da sie Potentiale aufzeigt.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Nachhaltigkeitsberichterstattung (auch freiwillig, z.B. nach dem DNK), Kundeninformationen zu nachhaltigem Konsum bereitstellen, Second Hand Möbel integrieren, Schulungen zur Müllreduktion veranstalten

Ziel 13: Umge­hend Maß­nah­men zur Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels und sei­ner Aus­wir­kun­gen ergrei­fen

Bedeutung für Unternehmen: Hier können wir alle Einfluss nehmen, energieintensive Unternehmen natürlich am meisten. Denn der Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit und es gilt Klimafolgekosten zu reduzieren, in dem jetzt alle Maßnahmen getroffen werden, um die globalen Emissionen zu senken.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Treibhausgasemissionen senken (Scope 1-3), Förderung erneuerbare Energien, Anpassung der Reiserichtlinien

Welche SDGs sind zusätzlich für die Hotellerie/Gastronomie bedeutend:

Ziel 1: Armut in allen ihren For­men und über­all been­den

Bedeutung für Unternehmen: auch wenn hier vorrangig die Politik gefragt ist (um extreme Armut global zu beenden) – es geht auch um relative Armut national, wo Branchen im Niedriglohnsektor einen Beitrag leisten können. So auch im Gastgewerbe.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: übertarifliche Löhne zahlen, Lieferkettensorgfalt fördern, Unterstützung von Tafeln & Sozialprojekten

Ziel 2: Den Hun­ger been­den, Ernäh­rungs­si­cher­heit und eine bes­sere Ernäh­rung errei­chen und eine nach­hal­tige Land­wirt­schaft för­dern

Bedeutung für Unternehmen: Gerade im Gastgewerbe liegt hier eine gute Möglichkeit, gesunde Mahlzeiten anzubieten. Außerdem kann gemeinsam überlegt werden, wie Lebensmittelverschwendung reduziert werden kann.

Beispielmaßnahmen Unternehmen: gesunde Gerichte anbieten (auch für die Mitarbeitenden), Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung unterstützen, Buffets verkleinern, Möglichkeit schaffen um Gerichte vorab auszuwählen, Dreifachkombination aus regional & saisonal & BIO anbieten

Welche SDGs sind eher für die Politik leitend:

Ziel 6: Ver­füg­bar­keit und nach­hal­tige Bewirt­schaf­tung von Was­ser und Sani­tä­r­ver­sor­gung für alle gewähr­leis­ten

Stichworte: Gewässerqualität, Wasserverbrauch, Dürregefahr, Wasserstress, virtuelles Wasser, Wasserrahmenrichtlinie

Beispielmaßnahmen Unternehmen: effizientere Wassernutzung, Schulungen zu Wassersparen, Unterstützung von Initiativen zum Ausschank von Leitungswasser

Ziel 11: Städte und Sied­lun­gen inklu­siv, sicher, wider­stands­fä­hig und nach­hal­tig gestal­ten

Stichworte: 15-Minuten-Stadt, Urbanisierung, Schwammstadt, Feinstaubbelastung, Siedlungsabfälle

Beispielmaßnahmen Unternehmen: verdichtetes Bauen, Flächenentsiegelung von Parkplätzen, ÖPNV-Tickets und Fahrradleasingangebote für Mitarbeitende, Sonne- und Wärmeschutzverglasung

Ziel 14: Oze­ane, Meere und Mee­res­res­sour­cen im Sinne nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung erhal­ten und nach­hal­tig nut­zen

Stichworte: Überfischung, Meeresverschmutzung, Plastikmüll, Meeresversauerung, Meereserwärmung, Korallenbleiche

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Einsatz von Schadstoffen minimieren, Plastikverbrauch reduzieren, umweltfreundliche Reinigungsmittel verwenden, Fisch auch zertifizierten Fang anbieten

Ziel 15: Lan­d­öko­sys­teme schüt­zen, wie­der­her­stel­len und ihre nach­hal­tige Nut­zung för­dern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

Stichworte: Biodiversität, Entwaldung, Artensterben, Ökosystemdienstleistungen, Ökolandbau

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Papierverbrauch reduzieren, Aufforstungsprojekte unterstützen, Dächer- und Fassadenbegrünung anbringen, Angebot von Fleischersatzprodukten und vegetarischen Gerichten erweitern

Ziel 16: Fried­li­che und inklu­sive Gesell­schaf­ten für eine nach­hal­tige Ent­wick­lung för­dern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Stichworte: Menschenhandel, Korruption, Kindesmissbrauch, Kriminalität, Menschenrechte, Friedenspolitik

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Konfliktlotsen schulen, Code of Conduct (Verhaltenskodex) mit Team entwickeln, anonyme Beschwerdestelle einrichten

Ziel 17: Umset­zungs­mit­tel stär­ken und die Glo­bale Part­ner­schaft für nach­hal­tige Ent­wick­lung mit neuem Leben erfül­len

Stichworte: Entwicklungshilfe, Multi-Akteurs-Partnerschaften, Wissenstransfer, Rücküberweisungen

Beispielmaßnahmen Unternehmen: Umsetzung der Ziele 1-16 unterstützen, Partnerschaften mit anderen Unternehmen aufbauen (auch in Entwicklungsländern), Finanzmittel in nachhaltige Geldanlagen investieren

Unternehmen haben also einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, Teile der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele positiv zu unterstützen und mögliche negative Einwirkungen zu reduzieren.

Weitere Inspirationen & Hintergründe findet Ihr auch hier auf meiner Webseite (z.B. die Videos der Uni Bremen zu jedem einzelnen der 17 Ziele/SDGs). Außerdem habe ich einen Onlinekurs als e-learning entwickelt Zukunftsinnovativ – globale Ziele kreativ serviert„, mit einem Deep Dive zu den 17 SDGs. Ergänzend dazu (oder auch allein) biete ich Team-Workshops an, wo wir auf spielerische Weise die 17 SDGs entdecken, um innovatives Denken anzuregen und erste Schwerpunkte für Euer Hotel aufzeigen können. Sendet mir gern eine Anfrage, ich freue mich 🙂

Weiterführende Links:

https://www.ihk.de/darmstadt/produktmarken/beraten-und-informieren/umwelt-energie/sdgs/kachel1-5620712

https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/files/pages/sdg_kmu_leitfaden_okt2018.pdf

https://www.globalcompact.de/fileadmin/user_upload/Dokumente_PDFs/SDG-Compass_German.pdf

Bezug zu den Zielen:

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